Folgen der Schlacht


Wenn Moltke später zur Schlacht bei Spichern zugab: “Sie war nicht vorgesehen”, so lässt sich das auch so deuten, dass die militärischen Ziele auch ohne den blutigen Waffengang erreicht worden wären. Die Franzosen wollten sich tatsächlich langsam in Richtung Metz zurückziehen. Es gelang weder, die gegnerische Armee zu zerschlagen oder einzukesseln, noch konnten Fahnen oder Geschütze erobert warden. Die preussischen Truppen hatten Ausserordentliches geleistet, doch auch die Tapferkeit der Franzosen muss anerkannt werden. Die Gründe für ihre Niederlage sind anderswo zu suchen.

Beide Seiten hatten schwere Verluste zu verzeichnen. Vor allem aber gab es grosse Verluste bei den Offizieren. Der alte König Wilhelm meinte: “Dagegen müsse man ja Massregeln ergreifen”, als man ihm die Verlustzahlen der Offiziere meldete. Insgesamt waren auf preussischer Seite 49 Offiziere und 794 Mann tot auf dem Schlachtfeld geblieben. 174 Offiziere und 3482 Mann waren verwundet, 372 Mann blieben vermisst. Somit betrug der Gesamtverlust bei 26.023 teilnehmenden Soldaten 4871 Mann. Am stärksten hatte das 12. Regiment bei dem letzten Ansturm auf den Forbacher Berg gelitten: 35 Offiziere und 771 Mann hatte das Regiment eingebüsst. Die 9.Kompagnie des 74. Regimnts zählte nur noch 89 Mann unter einem Sergeanten!!

Auf französischer Seite sind 37 Offiziere, darunter ein General und ein Oberst, und 283 Mann gefallen. 168 Offiziere und 1494 Mann verwundet, 44 Offiziere und 2052 Mann wurden vermisst. Bei den Vermissten waren an die 600 ebenfalls tot oder verwundet. Der französische Gesamtverlust betrug somit 4078 Mann, bei 24.419 teilnehmenden Soldaten.

Auf dem Schlachtfeld selbst herrschten katastrophale Zustände. Zwar wurde in der Nacht noch mit Fackeln versucht, die Verletzten (egal ob Freund oder Feind) zu versorgen, doch nur ein Teil konnte mit Verbänden, Wasser oder wärmenden Kleidern versorgt werden. Die ganze Nacht über war in der Dunkelheit das Schreien und schmerzerfüllte Wimmern zu hören. Am nächsten Morgen lagerte sich dichter Nebel über das Schlachtfeld, der die Versorgung abermals erschwehrte. Leider hatten unter diesen Umständen Leichenräuber leichtes Spiel und vielen Gefallenen wurden Papiere, Uhrenketten und sogar noch das Leben genommen. Zwar wurden bereits während der Schlacht schon Sanitätsplätze eingerichtet und Verwundete in nahegelegene Hospitäler geschafft, doch war Saarbrücken mit der Masse an Verletzten völlig überfordert.

Nachdem sämtliche öffentliche Räume belegt waren, wurden die Verletzten unter grosser Mithilfe der Bevölkerung schliesslich in Privathäusern einquartiert. Nicht jeder konnte hier aber leider von einem Arzt versorgt werden, da es in Saarbrücken zu der Zeit nur 3 niedergelassene Ärtze gab und die Militärärzte mit ihren Einheiten weiterziehen mussten. Das rote Kreuz war gerade erst gegründet worden und hatte leider beispielsweise bei der französischen Nation noch nicht den notwendigen Stellenwert. Bei der Versogung der Verletzten taten sich daher vornehmlich die Zivilbevölkerung hervor. Besonders eine schlichte Magd namens Katharina Weissgerber, die unter dem Namen “Schulze Katrin” im Saarland noch heute bekannt ist, half in barmherziger Weise. Ohne Rücksicht auf sich selbst half sie den Verletzten mitten im Schlachtgetümmel. Ein Offizier sprengt mitten im Kugelhagel heran: “Weib, machen Sie, dass sie fortkommen! Sehen Sie nicht, dass hier geschossen wird?” –“ Och jo, Herr Leutnant. Die schiesse jo nit uff mich”.

Verwundete Franzosen nach der Schlacht:

Noch Tage nach der Schlacht werden halb erfrohrene Verletzte vom Schlachtfeld geborgen, die Toten mussten notdürftig in Massengräbern bestattet werden.

Erdhaufen, auf denen alle möglichen Ausrüstungsgegenstände herumlagen, waren mit einfachen Zetteln versehen: “ Hier ruhen 29 Preussen und 41 Franzosen”. Noch lange danach versuchten Angehörige die Leichen ihrer Verwandten wieder aufzufinden, zu bergen und auf einem Friedhof mit allen Weihen ordentlich bestatten zu lassen. Die Pferdeleichen mussten verscharrt werden, da sie sich in der Sonne bereits blähten und penetranten Verwesungsgeruch über das Schlachtfeld verbreiteten. Ein alter Troupier, der einen Schuss mitten durchs Herz erhalten hatte, lag mit weitgeöffneten Augen da. Der offene Waffenrock lies eine Menge geronnen Blutes an der linken Brustseite sehen. Ein Bündel Briefe ragte aus seiner Brusttasche hervor; in einem derselben stand von Frauenhand geschrieben: “Unsere kleine Madelaine trägt mir auf Dich herzlich zu küssen und zu umarmen. Hoffentlich kommst du bald gesund zurück."

Die kleine Madelaine sollte Ihren Vater nicht mehr lebend wiedersehen…und der Krieg ging weiter