Die Königs- und Kaiserzeit

Das deutsche Kaiserreich wurde nach dem Sieg der miteinander verbündeten einzelnen deutschen Staaten über Frankreich 1871 gegründet. Das Kaiserreich war eigentlich ein Bundesstaat mit einer konstitutionellen Monarchie, der zunächst Wilhelm I. (König von Preußen) seit der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles bis zu seinem Tod vorstand. Es war zu Beginn die Ära Bismarcks, eine auch liberale Ära, geprägt durch die Phase der Hochindustrialisierung, der sog. Gründerjahre, der prüden Drei-Klassengesellschaft und des preußischen Militarismus mit auch lustigen Auswüchsen wie beispielsweise dem Hauptmann von Köpenick. Es war die Zeit der schimmernden Wehr mit den bunten Röcken, den blitzenden Litzen, den Kaisermanövern,von Preußens Glorie, den seltsamen Barttrachten und Brillengestellen…und natürlich der Pickelhaube als bis heute verwendetes synonymes Symbol für das Kaiserreich generell. An diese sog. Gründerjahre schließt sich ab 1888, mit kurzem Zwischenspiel des an Kehlkopfkrebs erkrankten Friedrich III, das wilhelminische Zeitalter an, welches mittels imperialistischer Kolonial- und Außenpolitik auf geradem Weg auf sein Ende hin zusteuert. Hier nun die drei Kaiser, Grossvater Wilhelm I, Vater Friedrich III und Sohn Wilhelm II:

Das Kaiserreich war nach der Verfassung vom 16.April 1871 "ein ewiger Bund, gebildet von den deutschen Fürsten und den freien Städten zum Schutz des Bundesgebiets und des innerhalb desselben gültigen Rechts sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes." Inhaber der Reichsgewalt waren die Verbündeten, deren Organe der Bundesrat war. Das Präsidium des Bundes war für den König von Preussen zugestanden, der damit den Titel "deutscher Kaiser" verband. Der Kaiser führte sein Bundespräsidium "im Namen des Reiches" bzw. "im Namen der verbündeten Regierungen" aus. Er hatte nur das Recht der Ausfertigung und Verkündigung von Reichsgesetzen, keinesfalls von Sanktionen. Die vom Bundesrat beschlossenen Vorlagen wurden auf Befehl des Kaisers und im Namen der verbündeten Regierungen vor den Reichstag gebracht. Der Kaiser durfte Bundesrat, als auch den Reichstag einberufen, eröffnen, vertagen und schliessen. Er hatte in bestimmten Fällen ein Vetorecht im Bundesrat. Der Kaiser ernannte Reichsbeamte, vereidigte sie auf sich und verfügte auch ihre Entlassung. Er war der völkerrechtliche Vertreter des Staates, konnte im Namen des Reiches Krieg erklären, Frieden schliessen, sowie Bündnisse und Verträge eingehen. Er war Bundesfeldherr und hatte den Oberbefehl über die Kriegsmarine.

Das Saarland in seinen heutigen Grenzen und mit diesem Namen war zu Kaisers Zeiten noch nicht existent. Es gab eine Grenze sowohl bundesstaatlicher, als auch sprachlicher Art mitten durchs heutige Saarland. Der nördliche Teil gehörte zur preussischen Provinz des Rheinlandes, der südliche Teil zum Bundesstaat Königreich Bayern. Die Gegend um Nohfelden gehörte zum oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld. Hier ein bekanntes Bild von Röchling, das den gefeierten Besuch des Kaisers Wilhelm I in Saarbrücken nach der Schlacht bei Spichern zeigt.

Im Saarland ist die Erinnerung an die blutige und verlustreiche Schlacht bei Spichern am 06. August 1870, besonders verbunden mit Namen wie Schulze Katrin oder Orten wie dem Winterbergdenkmal und dem Ehrental noch immer sehr wach. Damit verbunden auch Erinnerungen an z.B. das Geschenk des Kaisers Wilhelm I an Saarbrücken: das Saarbrücker Rathaus. Oder beispielsweise auch die Gründung der großen Kohle- und Stahlhütten (Weltkulturerbe Völklingen). Diese Erinnerungen manifestieren sich nicht nur in zahlreichen Denkmälern in unserer Region...

Denn neben Denkmälern und alten Gründezeithäusern in verschiednen saarländischen Stadtkernen gibt es z.B. auch eine Gruppe Reenactors, die sich mit der Darstellung des regional im preussischen Teil des heutigen Saarlandes angesiedelten preussischen Regiments, dem 4.Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 30 Graf Werder (stationiert in Saarlouis) befasst, das sich aus Saarländern rekrutierte. Diese Gruppe besteht zur Zeit aus über 20 Darstellern. Anstatt sich z.B. der weitaus verbreiterten und fast zeitgleichen Darstellung des amerikanischen Sezessionskrieges zu widmen, wird eher versucht, die leider noch mit vielen Vorurteilen verhaftete Epoche zwischen deutsch-französischem Krieg und wilhelminischer Epoche aufzuarbeiten. Deutsche und Franzosen bewahren nun gemeinsam das Andenken an diesen Krieg, der zur Bildung eines deutschen Nationalstaates unabdingbar war...aber auch den Grundstein zu weiteren kriegerischen Konflikten im darauf folgenden Jahrhundert legte.

Doch soll die Darstellung dieser Epoche nicht nur auf rein militärische Aspekte begrenzt bleiben, sondern sich auch auf Zivile erstrecken. Hier sind beispielsweise einige mindestens gutbürgerliche Damen in entsprechender Ausstattung um 1870 mit den damals modischen Tournürenkleidern zu sehen: