Die Epoche von Ditfurth: Umwandlung zum königlich preußischen Infanterieregiment Nr.30:

Nach der Umwandlung aus dem 1., 2. und 7. Bataillon der Deutsch-russischen Legion wurde am 31. März 1815 der Major Wilhelm Heinrich Ludwig Karl Arthur von Ditfurth erster Kommandeur des neuen königlich preußischen Infanterieregiments N°30.Geboren wurde er in Minden am 29. Juni 1780, trat als Fahnenjunker in das Regiment Herzog von Braunschweig ein. Durch mehrere Wirren und durch Flucht dem Zugriff der französischen Armee mehrmals entflohen, trat er als Premierleutnant am 13. Juni 1809 in preußische Dienste beim 1.Regiment Garde zu Fuß ein. Bald wurde er Führer der Leibkompagnie. Am 05.Januar 1810 wurde er Stabskapitän. Am 10.Februar 1812 wurde Ditfurth wirklicher Captain und Chef der 7.Kompagnie. Am 02.Mai 1813 bewährt er sich in der Schlacht bei Grossgörschen. Am 15. Mai wurde er daher zum Major befördert und erhielt später für seinen Einsatz in Grossgörschen das eiserne Kreuz.In den weiteren Schlachten kam die Garde leider nicht zum Einsatz, erst vor Paris kam sie wieder unter Feuer. Zwei Pferde wurden unter Ditfurth erschossen, doch er zog am folgenden Tag an der Spitze des Garde-Regiments in Paris ein, erhielt das eiserne Kreuz 1.Klasse sowie das Georgskreuz 4.Klasse.

Am 12. April 1815 reiste er nun von Potsdam ab, um sein neues Kommando bei den 30ern anzutreten. Über Koblenz Trier nach Luxemburg führte sein Weg, um sich bei seinem Brigadechef General von Borcke zu melden. Das Regiment war noch auf dem Marsch aus seinen bisherigen Unterkünften auf dem rechten Rheinufer zwischen Königswinter und Düsseldorf unterwegs nach Diekirch. Als er am 9.Mai in Diekirch mit seinem Regiment zusammentreffen soll, schrieb er an seine Frau: “Alles gratuliert mir zu dem Regiment, es soll sehr schön sein; ganz in englischen Montierungen gekleidet und 2200 Mann stark, außerdem eine vortreffliche Musik haben. “ Am 16. Mai bestätigte er die allgemein gute Verfassung des Regiments und fügte hinzu: “Es ist gewiss eines der schönsten Regimenter der Armee, aber sehr in Unordnung, deshalb habe ich alle Hände voll zu tun. Die Stabsoffiziere sind fast alle neu mit mir zum Regiment gekommen, es sind die Majors von Sprenger, von Beaufort und von Schaper. Diese drei sind sehr artige Leute […] auch die übrigen Offiziere sind zum Teil recht artige Leute. « Von der ehemaligen Legion sind nur noch 400 Mann beim Regiment, 7 Kompagnie-Chefs, 11 Premierleutnants und 32 Sekondeleutnants waren aus der Legion übernommen worden. Die übrigen Soldaten sind von Ersatzbataillonen, es sind Pommern, Märker, Magdeburger und Halberstädter. Am 21. Mai schreibt er voll zufrieden: “Ich habe mehrere Kompagnien, die ich auf der Stelle, so wie sie sind, zur Garde eintreten lassen könnte.”

Nach Napoleons Rückkehr von Elba, erhielten die 30er, die ja zu 4/5 aus neu Eingestellten bestanden, in der Schlacht bei Ligny ihre Feuertaufe. Gegen mehrere Kavallerieattacken und gleichzeitige Infanterieangriffe setzte sich das Regiment im Karrée in einem mörderischen Feuer durch. Dafür erhielt von Ditfurth den höchsten Orden, den « pour le mérite ». Das Regiment verlor in dieser Zeit 7 Tote, 11 blessierte und 3 gefangene Offiziere, sowie 489 Mann Mannschaften. Wieder ging es für Ditfurth nach Paris, um Napoleon diesmal endgültig zu vertreiben.

Nach dem Einmarsch in Paris ging es weiter über Orleans nach Angers. Das königlich preußische Infanterieregiment war zu dem Zeitpunkt die am tiefsten in Frankreich eingedrungene Truppe. Am 21. September kam dann der Rückzugsbefehl und am 03. Oktober wurde Parade in Paris vor dem König abgehalten. Von Ditfurth wurde hier zum Oberstleutnant befördert und erhielt das Eichenlaub zum “pour le mérite”. Danach ging's für das Regiment über Berlin in die Garnison nach Danzig. Am 03. April 1821 wurde v.Ditfurth zum Oberst befördert und blieb noch bis zum 30. März 1830 seinem Regiment als Kommandeur erhalten. Die Uniform der 30er trug er noch bis zu seiner Beförderung zum General-Major am 30.März 1832. Er starb 75 Jahre alt, am 20. August 1855 als General der Infanterie, ausgezeichnet mit dem roter Adler-Orden der 1. Klasse. Er blieb im Gedächtnis als “streng im Dienst, aber ein Vater der Soldaten”.

Im Jahre 1842 wird General der Infanterie von Thile zum Chef des Regiments ernannt. Nach v. Dithfurth folgten als Kommandeure: 1830 von Zastrow, 1833 von Bockelmann, 1835 von Sack, 1837 von Rudorff, 1839 von Burski, 1842 von Walther, 1848 von Trotha, 1849 von Wiesner, 1851 von Hencke, 1855 von Vietinghoff, 1858 von Grossmann, 1862 Leonhard Rudolf Mordian von Selchow und 1866 Benno Hermann Gustav von Koblinski.

Ebenso wechselten die Standorte und die Rekrutierungsbezirke, denn bereits 1817 wechselte das Regiment von Danzig aus nach Koblenz und Jülich. 1820 wurde es nach Trier verlegt. Danach ging's 1851 wieder nach Koblenz und auch Köln. Das Füsilierbataillon lag von 1830-34 in Luxemburg, von 1839-40 waren dann erstmals 30er Füsiliere auch in Saarlouis stationiert. Doch 1849 wurden auch sie wieder nach Koblenz verlegt. Danach ging's 1860 fürs Regiment ab nach Frankfurt, über Kassel im Jahre 1866, dann schliesslich nach Mainz, wo es die Festungsbesatzung bei Ausbruch des deutsch- französischen Krieges stellte.