Das Zündnadelgewehr


In den Schlachten 1864 gegen Dänemark und dem deutsch-deutschen Krieg 1866 zeigte sich ganz deutlich die taktische Überlegenheit des preussischen Zündnadelgewehres gegenüber den herkömmlichen Vorderladern. Die Zündnadelgewehre, wie auch das französische Chassepot waren die ersten Hinterladersysteme mit Zylinderverschluss. Erst die Vervollkommnung der Metalldrehbank zu Beginn des 19.Jahrhunderts schaffte die Voraussetzung zu diesen technischen Innovationen.

Zwar war das Zündnadelgewehr bezüglich Reichweite, Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft den gezogenen Vorderladern unterlegen, doch betrug seine Feuerkraft das Dreifache. Ausserdem konnte mit dem Zündnadelgewehr auch im Liegen geschossen warden, wodurch sich die Infanteriegefechtstaktik in den folgenden Jahrzenten grundlegend änderte.

Eines der ersten Systeme dieser Art wurde von dem preussischen Büchsenmacher Nikolaus Dreyse (1787-1867) 1826 entwickelt.

1836 hatte er einen ersten Prototypen fertiggestellt, aus dem 1837 das Zündnadelgewehr Mod. 41 entstand. Dieses Modell wurde per Allerhöchster Kabinettsorder (AKO) am 04. Dezember 1840 bei der Truppe eingeführt und etappenweise eine Stückzahl von 60.000 Gewehren geordert. Bis 1867 wurden verschiedene Varianten eingeführt, von denen dann das Modell 62 der am meisten verwendete Typ in den Kriegen von 1864-71 sein sollte. Die Länge war 1340mm, Kaliber 15,43mm, Schussweite max. 1200m und die Feuergeschwindigkeit betrug 5 Schuss/min. Jägereinheiten führten eine spezielle Büchsenvariante, die Kavallerie den Karabiner M57 mit einer Länge von 810mm.

Das Dreyse-System basierte auf einer Zündnadel, die durch eine Spiralfeder bewegt, die Patrone zündet. Die Patronen waren noch aus Papier und bestanden aus einem eiförmigen Bleigeschoss von zuletzt 31g, das auf einem Papierspiegel ruhte, an deren Unterseite der Zündsatz lag; den unteren Abschluss der Patrone bildete dann die Treibladung. Die Nadel musste eine lange bruchsichere Nadel sein, die in der Praxis oft brach oder sich verbog. Die Soldaten mussten daher immer Ersatz mit sich führen.

Den Verschluss bildeten 3 Zylinder, die konzentrisch ineinander saßen. Einmal die Äussere, am Lauf angeschraubte Verschlusshülse. Dann das mittlere Kammerstück mit dem darauf sitzenden Griff zur Verriegelung der Kammer mit einer Verschlusswarze. Schliesslich das im Kammerstück steckende Schlösschen mit der eingeschraubten Zündnadel. Dieser Zylinderverschluss war eine enorme Erfindung, die noch heute bei vielen Schusswaffen zur Ausführung kommt. Nach dem deutsch-deutschen Krieg gegen Österreich, wurde Nikolaus Dreyse aus Sömmerda 1866 für seine Erfindung vom preussischen König in den Adelsstand erhoben.


Bilder vom Verschluss einer Dreyse Mod.41:

 

Ein Soldat mit Dreyse-Zündnadelgewehr in Uniformierung um 1870